Deutsches Para Tischtennisteam feiert vier EM-Titel
Goldener Sonntag in Helsingborg: Bei den Para Tischtennis-Europameisterschaften (20.–25. November) feierte das deutsche Nationalteam einen historischen Erfolg: Vier Goldmedaillen in den Einzelwettbewerben! Paralympics-Siegerin Sandra Mikolaschek krönte sich erstmals zur Europameisterin (WK4-5), Thomas Schmidberger (WK3) verteidigte souverän seinen Titel von 2023. In den stehenden Klassen jubelten Juliane Wolf (WK8) und Stephanie Grebe (WK6) über ihre ersten Einzel-Goldmedaillen. Alle vier sicherten sich damit das Ticket für die WM 2026 in Thailand.
Der Finaltag in den Einzel-Wettbewerben der Europameisterschaft hätte aus deutscher Sicht kaum besser laufen können: Vier Finals, vier Siege. Den Anfang machte Paralympicssiegerin Sandra Mikolaschek, die ihre Gegnerin Irem Oluk aus der Türkei in nur 27 Minuten besiegte. Ein souveränes 3:1 (11:5, 11:4, 6:11, 11:2) bescherte der 28-Jährigen nach Gold in Paris nun auch den ersehnten ersten EM-Erfolg. „Ich freue mich sehr, der Titel hat mir noch gefehlt und ist definitiv etwas Besonderes. Dass ich nach den Paralympics beim nächsten großen Turnier weiter so erfolgreich spielen kann, fühlt sich gerade megagut an und ist ein tolles Gefühl“, sagte die strahlende Siegerin nach ihrem Triumph.
Insbesondere in den ersten beiden Sätzen habe sie „sehr gutes Tischtennis“ gespielt, „da bin ich konsequent auf dem Gaspedal geblieben, konnte sehr kreativ sein und habe meine Gegnerin nicht ins Spiel kommen lassen“. Eine taktische Änderung der Türkin im dritten Satz brachte den Spielfluss kurzzeitig ins Stocken. „Darauf konnte ich mich nicht direkt einstellen, somit ging der Satz verloren. In der Pause haben mein Trainer Hannes Doesseler und ich das aber entsprechend analysiert und angepasst“, erklärte Mikolaschek, die mit dem folgenden 11:2 spielerisch die passende Antwort gab.
Fast zeitgleich und nur wenige Tische entfernt setzte Juliane Wolf gegen die Britin Grace Williams das nächste deutsche Ausrufezeichen. Wolf, die sich am Vortag über fünf Sätze gegen die Niederländerin Frederique van Hoof ins Finale gekämpft hatte, blieb ohne Satzverlust und setzte sich mit 3:0 (13:11, 11:5, 11:6) durch. „Das Finale lief besser als erwartet. Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen“, freute sich Wolf, die erstmals überhaupt einen Einzeltitel gewann“, schwärmte Wolf.
Deutlich mehr Mühe hatte Stephanie Grebe, die in ihrem Endspiel über die volle Distanz gehen musste, sich aber auch vom zwischenzeitlichem 1:2-Satzrückstand gegen die Polin Katarzyna Marszal nicht aus der Ruhe bringen ließ. Die 38-Jährige zeigte sich nervenstark und setzte mit starken Aktionen in den entscheidenden Momenten die Akzente. Grebe gewann 3:2 (12:14, 11:7, 10:12, 11:5, 11:9) und jubelte über ihr erstes Einzelgold.
Den goldenen Schlusspunkt setzte Thomas Schmidberger, der sich zum insgesamt fünften Mal die EM-Krone aufsetzte. Der 34-Jährige brauchte für sein Match und seinen 3:0 (11:7, 11:3, 11:5)-Erfolg gegen den Spanier Eder Rodriguez nur 16 Minuten und blieb damit in allen Einzelpartien ohne Satzverlust. Schöner Nebeneffekt: Alle vier Europameister*innen haben damit das WM-Ticket sicher.
Bundestrainer Volker Ziegler zieht ein positives Zwischenfazit: „Natürlich sind wir heute hellauf begeistert von der Maximalausbeute von vier Europameistertiteln aus vier Finals, doch ebenso wichtig ist die dadurch erreichte Direktqualifikation zur WM 2026 in Thailand. Nun können wir völlig losgelöst vom Qualifikationsstress unsere Planung auf das nächste große Event abstimmen“, betonte Ziegler. „Dass wir darüber hinaus nach dem Einzel schon acht Medaillen gewinnen konnten, stellt sogar die Rekord-EM 2019 in Helsingborg in den Schatten. Damals hatten wir das beste Ergebnis seit 2004 erreicht und sieben Einzelmedaillen, davon zwei goldene, gewonnen.“
Bereits am Vortag hatten Thomas Brüchle (WK4-5), Jana Spegel (WK1-2), Marlene Reeg (WK10) und Kyra Liepach (WK4-5) Bronze gewonnen. Bestenfalls kommen in den Doppeln noch weitere deutsche Medaillen hinzu.
Das Foto der Goldmedaillengewinner*innen darf honorarfrei unter Nennung der Quelle (Foto: Hannes Doesseler / DBS) verwendet werden.
Vorne v.l.: Sandra Mikolaschek, Thomas Schmidberger; hinten v.l.: Juliane Wolf und Stephanie Grebe.