Para Tischtennis-EM: Acht Einzel-Medaillen und ein goldener Abend für Deutschland
Medaillenregen in Sheffield: In den Einzel-Wettbewerben bei den Para Tischtennis-Europameisterschaften (4. bis 9. September) hat das
deutsche Nationalteam zweimal Gold, einmal Silber und fünfmal Bronze gewonnen. Die Rollstuhltischtennisspieler Thomas Schmidberger (WK3) und Valentin Baus (WK5) verteidigten dabei ihre EM-Titel von
2019 souverän und freuen sich über das Paralympics-Ticket.
Viel schöner hätten sich die beiden Teamkollegen und Freunde, Thomas Schmidberger und Valentin Baus, den Finaltag der Einzel-Wettbewerbe wohl kaum vorstellen können. Die Wahl-Düsseldorfer gewannen
zunächst ihre beiden Halbfinals: Baus blieb erneut ohne Satzverlust und setzte sich gegen den Weltranglistenfünften Palikuca durch. Schmidberger kämpfte sich über fünf Sätze gegen den Iren Colin
Judge ins Finale der Wettkampfklasse 3. Baus machte schließlich am Donnerstagnachmittag den Anfang, um seinen Titel von 2019 zu verteidigen. Der 27-Jährige hatte dabei nicht nur den Briten Jack
Hunter Spivey (Weltranglistensiebter), sondern auch einen Großteil des Publikums im "English Insitute of Sport" gegen sich. Nerven zeigte er allerdings nicht. Mit starken Offensivaktionen und
Cleverness siegte Baus 3:1 (11:8, 11:6, 7:11, 11:8) und jubelte über die Goldmedaille. „Es waren schon besondere Verhältnisse hier in der Halle mit den vielen Briten. Das hat mich aber nicht
verunsichert. Mir ist klar, dass von mir mittlerweile erwartet wird, dass ich gewinne. Mit dem Druck kann ich aber gut umgehen. Ich freue mich sehr über die Titelverteidigung.“ Baus bleibt in der
Wettkampfklasse 5 somit das Maß der Dinge – und als amtierender Paralympics-Sieger, Weltmeister, Weltranglistenerster und weiterhin Europameister auch der Gejagte für Paris 2024.
Schmidberger sah sich im Finale dem Franzosen Florian Merrien gegenüber. Keine Viertelstunde hat es gedauert, da war das Spiel bereits zugunsten des Deutschen entschieden: Ein souveränes 3:0 (11:5,
11:6, 11:4) gegen seinen langjährigen Kontrahenten bescherte Schmidberger erneut Gold. „Mir war aufgrund der vielen Duelle in der Vergangenheit klar, dass ich der bessere Spieler von uns beiden bin“,
sagte der 31-Jährige. „Wenn es dann gut läuft, ist es das Wichtigste, die Spannung nicht zu verlieren. Das habe ich über die gesamte Spieldauer geschafft.“ So sorgten die beiden Kumpels Baus und
Schmidberger für einen goldenen Abend, holten gleichzeitig als Europameister jeweils ein Ticket für die Paralympics in Paris 2024 und beendeten einen medaillenreichen Tag aus deutscher
Sicht.
Denn bereits zuvor hatte es vier Bronzemedaillen gegeben: Thomas Brüchle (WK3), Björn Schnake (WK7), Juliane Wolf (WK8) und Marlene Reeg (WK10) konnten sich trotz verlorener Halbfinalspiele recht
schnell über das Edelmetall freuen. Brüchle fand beim 0:3 gegen den Franzosen Merrien kein Mittel, ähnlich erging es auch Schnake, der sich mit dem Weltranglistenzweiten Jean-Paul Montanus duellieren
musste (0:3). Juliane Wolf war drauf und dran, die Weltranglistendritte Aida Dahlen zu besiegen, doch es reichte letztlich nicht. Mit 1:3 unterlag sie der Norwegerin. Marlene Reeg blieb gegen die
amtierende Europameisterin Partyka aus Polen chancenlos (0:3), belohnt sich aber mit Bronze für ein starkes Turnier. Die ersten beiden deutschen Medaillen hatten Jana Spegel (WK1) und Sandra
Mikolaschek (WK4) bereits am Mittwoch gewonnen. Spegel wurde Vize-Europameisterin, Mikolaschek gewann in der zusammengelegten Wettkampfklasse 4-5 Bronze. An den verbleibenden beiden EM-Tagen geht es
in Sheffield mit den Doppel- und Mixedwettbewerben weiter.
Para Tischtennis-Bundestrainer Volker Ziegler zieht ein positives Zwischenfazit: „Wir hatten heute das Luxusproblem, fünf Halbfinalspiele gleichzeitig betreuen zu müssen bzw. zu dürfen, sogar unser
Videoanalyst ist eingesprungen. Mit der Ausbeute von acht Medaillen bin ich sehr zufrieden, das sind mehr als im Rekordjahr 2019. Viel wichtiger ist aber die Art und Weise, wie die Erfahrenen und
auch der Nachwuchs hier auf höchstem Niveau bislang aufspielen. Das gefällt mir bislang sehr gut“, sagt Ziegler.
Foto: Jessica Balleer/DBS